„Die Vollverschleierung ist gesellschaftlich unerwünscht“
Von Integration über Lebensschutz bis hin zu Solidarisierung mit den Bischöfen der Philippinen reichten die Themen der Bischofskonferenz bei ihrer Sitzung vergangene Woche. Konkrete Festlegungen blieben aber zum Beispiel in Bezug auf das Papstschreiben „Amoris laetitia“ aus.
Am deutlichsten wurden die Bischöfe in der Erklärung, warum sie den Punkt „Vollverschleierungsverbot“ im derzeit diskutierten neuen Integrationsrecht ablehnen. Zwar heißt es in der von Kardinal Christoph Schönborn vorgestellten Erklärung: „Wir leben in einer Kultur des offenen Gesichts, die nicht zuletzt in diesem Punkt auch christlich geprägt ist. Daher bewerten die Bischöfe die Vollverschleierung im öffentlichen Raum als ein gesellschaftlich unerwünschtes Verhalten.“ Allerdings wünschen sich die Bischöfe klare Regelungen, in welchen Fällen das Gesicht zu zeigen ist, beispielsweise in der Schule und im Gericht. Ein generelles Verhüllungsverbot wird abgelehnt.
Kritik
Anlässlich des Down-Syndrom-Tages (21. März) kritisieren die Bischöfe, dass im Rahmen von Schwangerenuntersuchungen nach solchen Kindern „gefahndet“ werde (was zu Abtreibungsentscheidungen führt, Anm.). Es gebe in der Gesellschaft eugenische Grundhaltungen, die abzulehnen seien, heißt es aus der Bischofskonferenz. „Als Bischöfe setzen wir uns für eine Welt ein, in der Menschen mit Down-Syndrom eine vitale Rolle in unserem Leben und unserer Gesellschaft spielen.“
Auf Nachfrage äußerte sich Schönborn zur durch ein Papst-Interview angestoßene Diskussion rund um die Priesterweihe für „bewährte verheiratete Männer“: Er hoffe, dass durch eine offene Diskussion auch die Argumente für den Zölibat mehr Glaubwürdigkeit bekommen. Man dürfe bezweifeln, dass Papst Franziskus Österreich zu den Regionen mit dramatischem Priestermangel zähle.
Jugend
Angesichts der kommenden Weltbischofssynode 2018 zum Thema Jugend skizzierte der Kardinal wie – neben der weltweiten Internet-Umfrage – der offizielle Fragebogen an die Bischofskonferenz beantwortet werden soll: Das werde Jugendbischof Stephan Turnovszky zusammen mit den kirchlichen Jugendgruppierungen vorbereiten, sagte Schönborn. Er dankte zudem den bisherigen und den neuen Mitgliedern der Pfarrgemeinderäte für ihren Einsatz.
Mit ihren philippinischen Amtsbrüdern, welche die Menschenrechtslage und die Lynchjustiz gegen Drogenabhängige, Dealer und Unbeteiligt in ihrem Land verurteilt hatten, erklärten sich Österreichs Bischöfe solidarisch. Zugleich betonten sie, wie wichtig die steigende Unterstützung für Christen im Nahen Osten ist.