Ausgabe: 2016/30, Pokéstop, Sonntagsmesse, Pokémon Go, Unter Uns,
27.07.2016 - Josef Wallner
Was ist denn plötzlich mit den Kirchen los, dass sich ihnen so viele Jugendliche wieder annähern? Das Phänomen ist seit etwa vierzehn Tagen zu beobachten. Das Handy vor sich her tragend, den Blick fest auf das Display gerichtet gehen Kinder und junge Leute auf Kirchen zu, oft vor ihnen auch ein wenig auf und ab. Viele Gotteshäuser sind in dem Kult-Spiel „Pokémon Go“ von einem Zufallsgenerator als Pokéstops markiert worden. Wenn die Jugendlichen mit zufriedenem Gesichtsausdruck wieder abziehen, dann haben sie dort ein Element für ihr Spiel ergattert, das man im weiteren Verlauf braucht. Ziel erreicht und weiter geht‘s. Die Annäherung an die Kirche war doch recht äußerlich, aber immerhin. Dabei finden sich zwischen Pokémon Go und dem Glauben mehr Parallelen, als man vermuten würde: Das Spiel ist einerseits virtuell, nicht sichtbar, auch nicht wirklich verstehbar, wird aber doch in der realen Welt gespielt. Und könnte man einen Pokéstop nicht mit der Sonntagsmesse vergleichen: dort muss man unbedingt hin, weil man Hilfsmittel erhält, die man braucht, damit man die Anforderungen der nächsten Zeit bewältigen kann? Interessant ist auch zu beobachten, dass Jugendliche an Pokéstops oft mit Fremden ins Gespräch kommen. Pokémon Go schlägt Brücken - wie der Glaube.