Mathilde Leeb hat heuer für ihr multikulturelles Engagement im Linzer Kindergarten Schwalbennest den Solidaritätspreis der KirchenZeitung erhalten. Respekt und Interesse für Kinder aus unterschiedlichen Kulturen ist ihr täglich Brot. Gelebter Glaube hat hier viele Gesichter.
Mathilde Leeb ist ein wenig irritiert. Wieso sie einen Preis für ihre Arbeit bekommt? Sie mache doch nichts Besonderes, sagt sie. Das sei doch selbstverständlich! – So nüchtern sieht die Leiterin des Pfarrcaritas-Kindergartens Schwalbennest ihr multikulturelles Engagement. Seit Jahren leitet sie den Kindergarten, der zur Stadtpfarre Linz-Urfahr gehört und im Lentia 2000 untergebracht ist. Nicht immer war der Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund so hoch wie jetzt. Aus der ganzen Welt strömen die Kinder in diese kirchliche Betreuungseinrichtung, ihren Glauben und ihre Kultur mit im Gepäck. Kleine Christen, Muslime, Kinder ohne Bekenntnis oder mit buddhistischer Tradition sind darunter: das Mädchen Tuba kommt aus der Türkei, sie spielt gerne mit Samira aus Rumänien. Elias und Tinko, Joshua und Michaeilo, Mario und Rafael, Victoria, Delle aus dem Irak, Aulin und Ayda aus Afghanistan machen die Gruppe komplett. Heute wird eifrig gebastelt: der Vatertag steht vor der Tür. Gemeinsam wird im Kindergarten – mit insgesamt 32 Kindern und sieben Mitarbeiterinnen – viel gesungen. „Das Singen geht am besten. Das tun alle Kinder gern, egal woher sie kommen!“, erzählt Mathilde Leeb. Dass das Schwalbennest eine katholische Einrichtung ist, müssen die Eltern akzeptieren. Die christlichen Feste werden hier gefeiert. Über Jesus etwas erfahren oder ihn als Freund kennenlernen kann man auch mit einem anderen Glauben, meint Leeb. Umgekehrt werden die Kinder eingeladen, von ihren Festen und Bräuchen – etwa dem muslimischen Zuckerfest – zu erzählen. Ein Besuch in der Moschee oder in der Synagoge steht immer wieder auf dem Programm.
Respekt lernen
Dass viele Kinder mit unterschiedlicher Herkunft Heimat in diesem Kindergarten finden, hat sich allmählich entwickelt und wird von der Pfarre unterstützt. Leeb hat als Kindergarten-Pädagogin die Herausforderung in den 1990er Jahren gesehen. Der Hochschul-Lehrgang „Vielfalt erleben“, den sie dafür absolviert hat, gibt ihr das nötige Werkzeug, um die multireligiöse Herausforderung als Chance zu sehen. „Wir leben Menschheitsfamilie im Kleinen“, sagt Leeb. Wichtig ist ihr, dass Kinder ihre jeweilige Muttersprache, ihre Tradition als Reichtum sehen und Respekt vor den anderen lernen. „Das ist viel Arbeit, wir müssen jeden Tag wieder neu beginnen. Aber dafür werde ich auch reich beschenkt“, sagt sie im Gespräch und lächelt. –„Hilda! Schau, was wir gebaut haben!“, schreit Tinko stolz. Frau Leeb wird gebraucht. Nicht irgendwann. Jetzt! – So sind Kinder auf der ganzen Welt.
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