Dass der Kampf der Arbeiter für ihre Rechte und das Evangelium keine Gegensätze sind, ist für Pfarrer Franz Zeiger von Linz-St. Peter selbstverständlich. Mit dem Arbeiter/innen- Liederabend, den er jährlich mit Regina Traunmüller von der SPÖ-Sektion Spallerhof veranstaltet, macht er das deutlich.
Pfarrer Zeiger ist in Steyr-Münichholz mit Arbeiterliedern aufgewachsen. Ihm sind viele der Melodien und Texte von Kindheit an vertraut, da er selbst aus einer Arbeiterfamilie stammt. Er glaubt sich zu erinnern, dass er einige der Lieder sogar in der Volksschule gelernt hat. „Mir ist es wichtig, dass diese Lieder nicht vergessen werden“, sagt der Geistliche, der von seiner ersten Stelle an immer unter und gemeinsam mit Arbeitern tätig war: in der Christlichen Betriebsgemeinde VOEST, als Berufsschullehrer und als Pfarrer am Spallerhof. Die Lieder erinnern Pfarrer Zeiger daran, dass die sozialen Rechte der Arbeiter/innen nicht vom Himmel gefallen sind. „Es ist kaum noch in den Köpfen, dass das alles erkämpft wurde von Menschen, die von dem Traum nach Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit durchdrungen waren. Viele sind für ihre Vision auch gestorben.“ Der Kampf für die Menschen gehört für Franz Zeiger ohne Wenn und Aber zum Evangelium: „Jesus hat uns klar den Auftrag gegeben, uns für die Welt einzusetzen.“ Darum dürfen sich Christen nicht in die Kirche zurückziehen, um dort fromme Lieder zu singen, sondern sie müssen sich ebenso für Recht und Gerechtigkeit engagieren, betont der Pfarrer. Ziel des Arbeiter/innen-Liederabends ist für ihn auch, diesen Zusammenhang bewusst zu machen.
Ruf nach Freiheit
Beim Liederabend, der schon seit acht Jahren stattfindet, herrscht eine bewährte Arbeitsteilung: Franz Zeiger spielt Gitarre und singt, Regina Traunmüller erklärt die Entstehungsgeschichte der Lieder. Da ist Wissen notwendig, denn so manches Lied hat sich im Laufe der Zeit völlig gewandelt. So gilt „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ heute als Kinderlied, es dürfte aber zur Zeit seiner Entstehung im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts ein verklausulierter Ruf nach politischer Freiheit gewesen sein. Der „Kuckuck“ symbolisiert wahrscheinlich die Freiheit, der „Jäger“ verkörpert den absolutistischen Herrscher, der die Freiheitsgedanken ausmerzen möchte. Natürlich stehen auch die Klassiker unter den Arbeiterliedern am Programm wie „Die Arbeiter von Wien“ und die „Internationale“. „Es ist ein Abend zum Zuhören und Mitsingen für Jung und Alt“, lädt Pfarrer Zeiger ein. Für Schnellentschlossene: Der heurige Arbeiter/innen-Liederabend findet am Mittwoch, 29. April 2015 um 18 Uhr im Saal der Pfarre Linz-St.Peter (Wallenbergstraße 20) statt.
Die KIZ verlost drei CDs „Es ist an der Zeit! Arbeiterlieder & Lieder für Frieden und Freiheit“. Einsendungen bis 10. Mai 2015 an: KirchenZeitung Diözese Linz, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, Fax: 0732/76 10-39 39; E-Mail: service@kirchenzeitung.at