Für viele Kinder und Jugendliche ist der Religionsunterricht der einzige Ort, an dem sie über ihren Glauben sprechen können.
Ausgabe: 2015/Spezial, Religionsunterricht
02.11.2015
Was Religion betrifft, fehlt es Kindern oft an Gesprächspartner/innen. Manche Eltern fühlen sich dem religiösen Interesse ihrer Kinder nicht gewachsen – weil sie selbst kaum Erfahrungen sammeln konnten. Über den Glauben zu reden ist in den letzten Jahrzehnten zum Tabuthema geworden, bedauert Religionslehrerin Andrea Preundler aus Vöcklabruck. Im Unterricht erlebt sie die andere Seite: dass nämlich das Fragen nach Gott, dem Sinn des Lebens oder wesentlichen Glaubensinhalten der Kirche ein grundlegendes Bedürfnis der Schülerinnen und Schüler darstellt. Und: Viele Eltern sind froh, dass es für ihre Kinder einen Ort dafür gibt. Religion ist eben doch ein wichtiger Lebensinhalt. Das Interesse der jungen Menschen am Religionsunterricht ist seine Stärke. Dafür sprechen die erstaunlichen Zahlen an Oberösterreichs Schulen: 92 Prozent der katholischen Schülerinnen und Schüler nehmen am Religionsunterricht teil, das obwohl Eltern ihre Kinder bis zum 14. Lebensjahr vom Religionsunterricht abmelden könnten, ältere Schüler und Schülerinnen könnten dies selbst tun. Im Religionsunterricht lernen die Schüler/innen nicht nur die eigene Glaubenstradition kennen. Sie begegnen hier den Weltreligionen. Und: An vielen Schulen gibt es ökumenische konfessionsübergreifende Projekte. Die Grundfragen des menschlichen Lebens und der Ethik werden im Religionsunterricht – den Alterstufen entsprechend – erörtert. In Österreich findet der Religionsunterricht in den öffentlichen Schulen statt. Auch an den 56 katholischen Privatschulen in Oberösterreich gelten diese Kriterien. Und auch die Religionslehrer/innen-Ausbildung entspricht den staatlichen Vorgaben.
Schülerinnen und Schüler erzählen, was ihnen der Religionsunterricht bedeutet.
An unserer Schule ist Religion deshalb so besonders, weil wir viel Freiraum haben und kreativ sein können. Außerdem lernen wir nicht nur über Gott, sondern sprechen auch über größere Weltprobleme, wie zum Beispiel den Krieg in Syrien. Oder: Wir schreiben die Seligpreisungen aus der Bibel in die heutige Sprachweise um. Jeden Tag am Anfang der ersten Stunde sprechen wir ein Gebet. Florentina Fischer, Valeria Resch, Adalbert Stifter Praxismittelschule der Diözese Linz
Die Religionsstunden sind ein guter Ausgleich zum „normalen“ Unterricht, da sie sehr abwechslungsreich sind. Man hat außerdem eine sehr gute Verbindung zum Lehrer und der Lehrer auch zum Schüler. Und der Unterricht ist sehr „gmiadlich“, deswegen kann man mal etwas entspannen und trotzdem etwas lernen. Maximilian Schneeberger, BORG Linz, Honauerstraße
Im Unterricht beschäftigen wir uns mit wichtigen philosophischen Fragen, auf die wir nicht immer zufriedenstellende Antworten finden, wie dem Sinn des Lebens. Da ist unsere eigene Meinung gefragt. Wir werden angeregt, selber zu denken und nicht nur vorgefertigte Denkschemen zu übernehmen. Das ist zwar anstrengender als einfach nur Ja und Amen zu sagen, doch es bildet unser Gewissen und macht uns zu eigenständigen Menschen, die unsere Gesellschaft in diesen Krisenzeiten dringend braucht. Katharina Reichart, Gymnasium der Abtei Schlierbach
Der Religionsunterricht ist gut zum Entspannen vom stressigen Schultag. Man kann seinem Geist Ruhe schenken und lernt viel fürs weitere Leben. Und man lernt, die Dinge, die man hat, zu schätzen. Stefan Dominikus, Brucknerschule
Der Religionsunterricht ist eines der besten Fächer in der Schule, da man sehr viel gemeinsam macht. Dadurch wird die Klassengemeinschaft gestärkt. Man lernt viel dazu, wie zum Beispiel über Gott, die Umwelt, den Tod, Franziskus und vieles mehr. Der Unterricht macht Spaß und man hat immer etwas zu tun. Eva Obermair, Brucknerschule Linz
Zahlen & Fakten
- 126.289 Schüler/innen besuchten 2014/15 in OÖ den Religionsunterricht. - Am Religionsunterricht nahmen auch 1307 Schüler/innen ohne religiöses Bekenntnis teil. - 1352 Religionslehrer/innen unterrichteten an den 977 Schulen in Oberösterreich.