Ein Hochwasser zerstört nicht nur. Es lässt auch Schätze zurück. Zumindest für Krippenbauer. Im Hochwassergebiet finden sie Wurzeln, in denen der geübte Blick sofort einen Stall erkennt. Eine Menge solcher Wurzeln lagert in den Regalen der Oö. Landeskrippenbauschule in Geboltskirchen. Hier oben, unter dem Dach der Volksschule, werden seit bald zehn Jahren Krippenbauer ausgebildet.
Vom Hobby zum Unterrichtsfach
„Es freut uns, dass auch Junge eine Krippe im Haus haben wollen“, sagt Wolfgang Seiringer. Der Leiter der Krippenbauschule – eine von sieben in ganz Österreich – streicht über einen kleinen hölzernen Dachstuhl, der in der aufgeräumten Werkstatt steht. Um die 50 Krippen im orientalischen oder heimatlichen Stil entstehen hier jährlich in den Kursen, erzählt der Krippenbaumeister. Hier erfüllen sich Frauen und Männer zwischen 20 und 60 Jahren ihren Traum von der selbst gebauten Krippe. Manche steigen die Karriereleiter hinauf, vom „Helfer“ über den „Lehrer“ bis zum „Meister“. Wolfgang Seiringer hat sich die Freude an der Krippe seit seiner Kindheit bewahrt. Nun koordiniert er die Kurse und prüft in den Lehrgängen, ob die geschnitzten Dachschindeln oder der Einblick in den Stall gelungen sind.
„Beim Bauen kann ich abschalten.“
Die Grundplatte der Krippenlandschaft ist 60 mal 80 Zentimeter groß. Das Gelände hat verschiedene Ebenen. Die Krippe besteht aus einem Wohntrakt mit Stall. Die Figuren sind acht Zentimeter hoch. Anhand dieser Vorgaben weiß ein angehender Krippenbaumeister genug, um sein Meisterstück zu gestalten. Die Proportionen sind wichtig. Haut sich der Josef den Kopf am Türstock an, tut das der Prüfungskommission weh. Grundsätzlich aber fühlen sich alle in ihrer Begeisterung verbunden. Und die hat mehrere Gründe. „Mich fasziniert, dass die Krippe das Geschehen, dass der Herrgott in unsere Mitte gekommen ist, im Vordergrund hält“, sagt Karl Groiß. Der Obmann des Vereins Krippenfreunde Hausruck Geboltskirchen hat sich im gemütlichen Aufenthaltsraum dazugesellt. Die Begegnungen mit Krippenfans weltweit, der Umgang mit verschiedenen Materialien, auch das schätzt Karl Groiß. Ein Kursteilnehmer hat es einmal auf den Punkt gebracht: „Beim Bauen kann ich abschalten.“
Neues Krippenmuseum
Karl Groiß und Wolfgang Seiringer laden schließlich noch ins „Ölerhaus“ ein. Das alte Haus an der Einfahrt des Ortes wird mit vielen Freiwilligen renoviert. Im Juni 2016 wird es eröffnet. Dann haben die 190 Mitglieder der Krippenfreunde ein neues Vereinshaus – und der ehemalige Bergbauort mit 1400 Einwohner/innen ein eigenes Krippenmuseum.