Zum achten Mal kann man sich mit dem Festival „Crossing Europe“ vom 12. bis 17. April von Linz aus auf Entdeckungsreise durch die filmische Landschaft Europas begeben.
Mit 160 Lang- und Kurzfilmen ist es Festivalleiterin Christine Dollhofer und ihrem Team wieder gelungen, ein ansprechendes Programm zusammenzustellen. Es richtet einen speziellen Fokus auf das Filmschaffen der osteuropäischen Länder, deren Kinematographien im täglichen Medienbetrieb nur ein Schattendasein führen. Hervorzuheben sind zwei serbische Beiträge, die am gleichen Ort situiert sind, der symbolisch für die derzeitige Befindlichkeit in diesem Land steht. In Bor, einst die größte Kupfermine Europas, präsentiert Oleg Novkovic in „White White World“ mit den Mitteln der griechischen Tragödie einen gewalttätigen Reigen um eine inzestiöse Beziehung. Nikola Lezaíc verfolgt in „Tilva Ros“ die Erlebnisse zweier Freunde, die ihren letzten Sommer vor Studienbeginn mit halsbrecherischen Abenteuern verbringen, indem sie in stetig steigender Form Schmerzgrenzen ausloten.
Viele Filme, die heuer bei „Crossing Europe“ präsentiert werden, handeln vom Stillstand im Alltag und den oft verzweifelten Ausbruchsversuchen der jeweiligen Protagonisten, die zu einer radikalen Veränderung des gegenwärtigen Zustands führen. In „Seren Yüces Majority“ verliebt sich ein junger Türke mit langweiligem Job in eine Kurdin, wodurch er in einen folgenschweren Konflikt mit seinem chauvinistischen Vater gerät. In Pia Marais’ „Im Alter von Ellen“ kündigt die Flugbegleiterin Ellen ihren Job und engagiert sich in einer Gruppe junger Tierschutzaktivisten. Wie in Trance treibt sie dahin, ähnlich wie Babou (Isabelle Huppert) in Marc Fitoussis „Copacabana“, die andauernd Job und Freunde wechselt und erst durch ihre Tochter zum Stillstand gezwungen wird. In einem der formal gelungensten Filme, in Vardis Marinakis’ „Black Field“, verliebt sich eine Nonne 1654 in einem griechischen Kloster in einen türkischen Janitscharen. Die verbotene Liebe ist so stark, dass sie das Kloster verlassen müssen, auf der Suche nach Freiheit. Die sucht auch die Protagonistin in „Brownian Movement“ von Nanouk Leopold, indem sie mit verschiedenen Männern schläft und damit die Beziehung zu ihrem Ehemann auf eine harte Probe stellt. Leopolds Film wird das Festival gemeinsam mit „Das schlechte Feld“ von Bernhard Sallmann eröffnen, der seine Kamera in seinem Elternhaus in Ansfelden positioniert und auf das gegenüberliegende Feld richtet. Das Ergebnis ist eine spannende Reflexion über das Verstreichen der Zeit.
- Programm, Info & Karten: www.crossingeurope.at, Tel.: 0800/664 060 (gebührenfrei).