Was ist Schönheit? Was bedeutet Weihnachten? – Bücher, die zur Stille und zum In-sich-Gehen, aber auch zum Philosophieren über das Leben einladen, stellen wir Ihnen auf dieser Seite vor.
Ausgabe: 2016/49
06.12.2016 - Christine Grüll und Elisabeth Leitner
Biblische Gedichte
Ein gutes Gedicht kommt ohne große Worte aus, schreibt der Theologe und Historiker Thomas Schlager-Weidinger. Tatsächlich bedienen sich seine Advent- und Weihnachtsgedichte knapper Worte. Doch in der bewussten Lektüre entfalten sie sich zu einer Fülle – von biblischen Szenen und aktuellen politischen Ereignissen, verwoben mit der Sehnsucht nach dem eigentlichen Sinn von Weihnacht.
Thomas Schlager-Weidinger, Offene Morgen, Echter Verlag. Buchpräsentation: Dienstag, 13. Dezember 2016, 18.30 Uhr, Pädag. Hochschule der Diözese Linz.
Geschichten vom Leben
Wenn Michael Köhlmeier erzählt, wird Geschichte lebendig. In seinem neuen Buch reichen alte Geschichten mithilfe der Philosophie ins Heute herein. Michael Köhlmeier erzählt Ereignisse aus Bibel und Legenden entlang von Begriffen wie Gewalt, Schönheit oder Macht. Konrad Paul Liessmann schließt an jede Geschichte seine eigenen Gedanken an. „Paradieserzählungen sind Verlustanzeigen, und als solche geben sie Auskunft über das, was es heißt, Mensch zu sein“, schreibt der Philosoph zur „Neugier“. Der Dialog, in den die beiden Autoren hier treten, ist beflügelnd.
Michael Köhlmeier, Konrad Paul Liessmann, Wer hat dir gesagt, dass du nackt bist, Adam?, Hanser Verlag.
Weihnacht, oh Weihnacht!
Hans Dieter Mairinger – er ist auch Autor der Adventgedanken auf der Titelseite der KirchenZeitung – hat gemeinsam mit Christine Ortner ein Adventkalenderbuch herausgebracht mit dem Titel „Weihnacht, oh Weihnacht!“. In seinen Texten kreist Mairinger um das (vor-)weihnachtliche Geschehen, um Bräuche, Riten, Traditionen, die allesamt eine schöne Zugabe sind, aber nicht Bedingung für Weihnachten. Es sind oft nur ein, zwei Sätze, die bei einem Gedicht besonders nachklingen: etwa, dass wir Gott nicht mehr suchen müssen hinter den Wolken, „sondan in jedn Menschn, in dir und mir und sunst nirgans“. Die Bilder von Christine Ortner erinnern beim Betrachten an das verschneite Mühlviertel ihrer Kindheit.
Hans Dieter Maringer, Weihnacht, oh Weihnacht, Kehrwasserverlag.
Meisterwerke der christlichen Kunst
Qualitätsvolle bildliche Darstellungen zu den Evangelien und Lesungen zu finden, ist immer wieder eine Herausforderung. Oft bietet die eigene Pfarrkirche Kunstschätze dazu an, nicht zu jeder Schriftlesung findet sich aber ein passendes Gemälde. Das Buch „Meisterwerke der christlichen Kunst“ verknüpft die Kunst alter Meister mit biblischen Texten. Die Entstehungsgeschichte der Schriftlesungen der Sonntage und Hochfeste im Lesejahr A wird kurz beleuchtet und die Geschichte und Besonderheit der Kunstwerke erklärt. Die einzelnen Werke werden ikonographisch analysiert und historisch eingeordnet. Der Bogen der Kunstwerke spannt sich von der frühchristlichen Kunst bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Beiträge zu den einzelnen Sonn- und Festtagen können für sich alleine gelesen werden. Sie laden ein, sich damit auf die liturgischen Feiern vorzubereiten oder manches zu vertiefen. Ein Interesse für kunsthistorische Zusammenhänge ist bei der Lektüre von Vorteil und lässt noch tiefer in den Schatz der Werke Alter Meister eintauchen.
Wolfgang Vogl, Meisterwerke der christlichen Kunst, Lesejahr A, Verlag Friedrich Pustet.
Und wer bist du?
fragte das Menschenkind. Gedanken und Bilder zum Leben haben Marte Kind und Petra Lupe in einem ästhetisch ansprechenden Bildband zusammengefasst. Sie widmen sich dem Leben in seiner ganzen Fülle: den Bedürfnissen nach Geborgenheit, Sicherheit, der Stille, sie fragen nach der Angst, dem Abschied, der Fähigkeit, loszulassen und in die Tiefe gehen zu können. Meditativ, einladend.
Marte Kind/Petra Lupe, Und wer bist du? fragte das Menschenkind, Bayerverlag.
1000 Meisterwerke der Malerei
„Johannes der Täufer in der Einöde“
Das Werk (siehe Bild) hat der Maler Geertgen tot Sint Jans um 1485/90 geschaffen. Es trägt den Titel „Johannes der Täufer in der Einöde“. Das kleine Bild (Öl auf Eichenholz) ist nur 42 x 48 cm groß und befindet sich in der Berliner Gemäldegalerie. Gertgen lebte – ohne Bindung an die Ordensregel – im Konvent der Johanniter in Harleem. Er starb mit 28 Jahren, Albrecht Dürer war von seinen Werken begeistert. Dieses persönliche Andachtsbild erinnert an die Tradition der „Devotio moderna“, die im 14. Jahrhundert in den Niederlanden entstanden ist: Sie strebt durch eine gepflegte persönliche Betrachtung nach einer Frömmigkeit, die im Alltag sichtbar wird. Empfohlen wurde die Betrachtung religiöser Bilder als Hilfsmittel für Meditation.