Was kann die Kirche beitragen, dass das Leben der Menschen gelingt? Mit dieser Frage beschäftigten sich rund 165 Delegierte beim DiözesanForum.
Ausgabe: 2014/48, Diözesanforum, LebensZEICHEN, Elfriede, Erich
25.11.2014 - Matthäus Fellinger
Letzten Samstag, 22. November, tagten dabei die diözesanen Räte und Entscheidungsgremien – Pastoralrat, Dechantenkonferenz, Priesterrat, Frauenkommission und Konsistorium – gemeinsam im Bildungshaus Schloss Puchberg. Es ging um einer Kursbestimmung, denn 50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich vieles verändert. Nahe bei den Menschen – das müsste dann zum Beispiel nahe bei Elfriede (56) sein, die die unausgepackten Babypatscherl in die Ausstellung „LebensZEICHEN“ in das Maximilianhaus in Attnang-Puchheim gebracht hat. Sie waren für ihr zweites Enkelkind gedacht, aber sein Herz hörte schon im Mutterleib zu schlagen auf. „Die Patscherl wird unser kleines Mädchen nie anziehen, aber es wird immer in unserem Herzen sein“, hat Elfriede dazugeschrieben.
An fremden Orten
Mit solchen „LebensZEICHEN“, die aus ganz Oberösterreich von Menschen zu einer der insgesamt acht regionalen Ausstellungen gebracht wurden, vor allem mit den Geschichten, die sie dazu erzählten, setzte sich das Diözesanforum intensiv auseinander. 400 dieser „LebensZEICHEN“ wurden nun in einem Buch dokumentiert – und an der Katholisch-Theologischen Hochschule Linz (KTU) wissenschaftlich ausgewertet. Kirche und Pastoral „werden dann wahrgenommen werden, wenn sie die existenziellen Erfahrungen von Menschen jenseits eingespielter liturgie-pastoraler Bezüge in den Blick nehmen“, schließt die Pastoraltheologin Hildegard Wustmans daraus. Sie rät zu einem „Ortswechsel“ auch an fremde und profane Orte, damit Kirche mit Menschen in Kontakt kommen kann, die sonst nicht erreicht werden. Gerade persönliche Kontakte wären da wichtig.
Kirche ohne Illusionen
Bereits zu Beginn des Forums zeichnete der Rektor der KTU - Linz Franz Gruber ein Bild der Diözese Linz, wie sie sich seit dem Konzil entwickelt hat. Für die Zukunft gelte es, vor allem die „spirituelle Kompetenz“ der Kirche unter Beweis zu stellen. „Wenn wir uns unserer Spiritualität nicht bewusst sind, trocknen wir aus“, warnte er. „Wir haben zu viel Aktivismus und zu wenig Kontemplation“, meinte er. Wichtig sei aber auch die „Glaubens-Wissensbildung“. Was heißt es heute, an Gott zu glauben – das müsse deutlich werden. Die Sehnsucht nach dem Reich Gottes zu wecken – das sei die Hauptaufgabe der Kirche. Den Weg, der vor der Kirche liegt, den sieht man noch nicht. Der Weg zeige sich immer erst im Rückblick. Vor drei Illusionen warnte Gruber: Vor der „progressiven Illusion des Erfolges“, dass, wenn man es nur richtig mache, die Leute schon wieder kommen würden. Ebenso vor der rückwärtsgewandten Illusion, dass früher alles besser gewesen wäre. Vor allem aber gehe es darum, nicht der Illusion des Stehenbleibens zu unterliegen, mit der Haltung: Schauen wir einmal, was kommt.
LebensZEICHEN in Buchform
Die mehr als 400 gesammelten LebensZEICHEN sind in Buchform erschienen. Der Bildband zu den LebensZEICHEN-Ausstellungen beinhaltet neben den Objekten und Geschichten Hintergrundinformationen zum Drei-Jahres-Projekt LebensZEICHEN.