Welche Weihnachtstraditionen werden in anderen Kulturen gepflegt? Drei Priester aus Indien bzw. Nigeria erzählen, wie Advent und Heiliger Abend in ihrer Heimat gefeiert werden.
Ausgabe: 2014/51, Indien, Nigeria, Pfarrer Paulinus Anaedu, Hartkirchen, Haibach, Pater Ransom Pereira, Jophy Francis
16.12.2014 - Paul Stütz
Stille Nacht, Heilige Nacht. Das Weihnachtslied aus Österreich ist weltberühmt. So erklingt es auch in Nigeria in vielen Weihnachtsmessen auf Englisch. „Aber eigentlich passt es überhaupt nicht zu unserer Art, Weihnachten zu feiern“, lacht Paulinus Anaedu, der Pfarradministrator in Hartkirchen und Haibach ist. In Nigeria ist die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember die lauteste im ganzen Jahr, erzählt er. Die meisten Lieder, die in seinem Heimatland in der Mette gesungen werden, haben einen ganz anderen Charakter als „Stille Nacht“. Es ist eine schwungvolle Musik, zu der viel getanzt wird. Anders ist in Nigeria auch, dass Weihnachten vorwiegend draußen vor den Häusern gefeiert wird. In den Dorfzentren kommen die Leute zusammen. Am ähnlichsten ist für Paulinus Anaedu in Österreich der Glöcklerlauf in Gmunden, bei dem der ganze Ort auf den Beinen ist. Nur die Reichen können in Nigeria Geschenke verteilen, sagt Pfarrer Paulinus Anaedu. Einige geben den Ärmeren Geld oder Essen.
Weniger hektische Adventzeit
Weit beschaulicher als in Österreich läuft in Nigeria die Vorbereitungszeit auf Weihnachten ab. Das weiß auch Pfarrer Jophy Francis aus Indien von seinem Heimatland zu berichten. Der im südindischen Kerala geborene Priester ist Seelsorger in St. Martin im Innkreis, Utzenaich und Andrichsfurt. „In Indien ist die Adventzeit nicht so hektisch wie in Österreich.“ Dafür mag der Seelsorger hier besonders Vanillekipferl und die bezaubernde Stimmung, wenn in Österreich am Heiligen Abend einmal Schnee liegt. „Weiße Weihnachten, das ist schon eine besondere Stimmung und Freude“, hofft er noch für das heurige Jahr. Heimatliche Atmosphäre kommt bei Jophy Francis auf, wenn er dann an den Feiertagen selbst groß indisch aufkocht. Genauso wird es Pater Ransom Pereira tun. Er stammt aus Goa, das einst portugiesische Kolonie war. „Viel Reis, viel Gemüse, Schweinefleisch oder Fisch“, steht bei dem Kaplan von den Steyrer Pfarren Tabor, St. Michael und St. Anna am weihnachtlichen Menüplan.
Die schönsten Krippen
Aus seiner Heimat Indien berichtet Pater Ransom Pereira, dass Krippen eine besondere Rolle spielen. In vielen Pfarren gibt es Wettbewerbe, welche Familie die schönsten Krippen hat. Eine Jury wählt. Die Sieger werden dann am 24. Dezember verkündet. „Am Heiligen Abend sind alle in das Pfarrheim zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Anschließend wird bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, es wird getanzt und gesungen.“