Filmtipps: "Life", ein stiller Film erzählt auf subtile Weise von der Macht der Fotografie. Der neue Streifen "Chucks" hat Gemeinsamkeiten mit „Life“: Im Zentrum steht ebenfalls eine Figur, die sich nicht anpassen will.
Ausgabe: 2015/41, James Dean
07.10.2015 - Markus Vorauer
Er hat Filmgeschichte gemacht, jener Augenblick, der James Dean im strömenden Regen am New Yorker Times Square erfasst. Der Trenchcoat, die filterlose Zigarette im Mundwinkel: die Geburt einer Ikone. Vielleicht waren es gerade die Schnappschüsse des Magnum-Fotografen Dennis Stock, die zur Mythenbildung beitrugen. In „Life“ von Anton Corbijn verkörpert Robert Pattinson den 26-jährigen Stock, der auf eine zerbrochene Ehe zurückblickt und beruflich stagniert. Die langweiligen Partys der Hollywoodstars öden ihn an, bis er eines Abends James Dean begegnet, der mit seiner rebellischen Art aneckt. Stock erfasst intuitiv, dass Dean einen neuen Typus von Schauspieler verkörpert. Corbijns stiller Film erzählt auf subtile Weise von der Macht der Fotografie. Stock wirkt wie ein Jäger, der aber nicht auf das Erlegen der Beute aus ist, sondern auf die Entdeckung ihrer Kostbarkeit, die Dane DeHaan als James Dean großartig zu vermitteln weiß.
„Chucks“
vom Regie-Duo Sabine Hiebler und Gerhard Ertl hat, wenn auch der Plot nicht darauf schließen lässt, viele Gemeinsamkeiten mit „Life“. Im Zentrum steht ebenfalls eine Figur, die sich nicht anpassen will. Anna Posch spielt Mae, die in den Schuhen ihres verstorbenen Bruders Chucks in einer Jugendgang Wien unsicher macht. Nach einer Sprayaktion muss sie als Strafe einen Dienst im Aids-Hilfe-Haus verrichten, wo sie sich in Paul verliebt. „Chucks“ erzählt auf sensible Weise von dieser Beziehung. Als klassische Coming-of-Age-Geschichte konzipiert, ist der stimmige Film ein Plädoyer dafür, im Moment zu leben. Die schönsten Momente sind jene, in denen sich die Erzählung dem schwebenden Zustand der Protagonistin visuell und akustisch überlässt.