Wir fragten bei Caritas und SOS-Menschenrechte nach, wie man dort den Vorschlag von Asyl auf Zeit bewertet, der derzeit für Kriegsflüchtlinge zur Diskussion steht. Wir fragten auch in Hinblick auf die „Integrations“-Erwartung.
Ausgabe: 2015/35, Asyl, Integration, Deutsch
25.08.2015
Marion Huber, Caritas-Flüchtlingshilfe: Sicher ist, dass „Asyl auf Zeit“ nicht integrationsfördernd sein kann. Das Wissen, dass man sich nur temporär wo aufhalten kann/darf, bringt zwangsläufig eine gewisse Lethargie mit sich, nach dem Motto „wozu soll ich mich anstrengen“. Unsere Erfahrungen aus dem Beratungsalltag zeigen auch ganz klar, dass Leute, deren Aufenthaltsstatus nicht sicher ist, in ständiger Unsicherheit und teilweise Angst leben und daher immer unter Druck stehen. Dies ist weder einer „Integrationswilligkeit“ (ein Begriff, den ich ungern verwende, weil er mehr als unklar ist) noch der Gesundheit zuträglich.
Sarah Kotopulos, SOS Menschenrechte: Asyl auf Zeit erscheint uns keine hilfreiche Lösung. Im Bewusstsein, nur kurz bleiben zu können, werden Flüchtlinge sich nicht voll Begeisterung auf die neue Situation in Österreich ausrichten, sondern vielmehr schauen, wo sie wirklich dauerhaft eine neue Heimat bekommen können. Und von der anderen Seite werden die Ressentiments nur noch größer werden: Es sind ja nur kurzfristig in unserem Land Anwesende.