Wakeboarder Timo Kapl ist gerade von der Europameisterschaft in Ravenna, Italien, mit einem 2. Platz im Gepäck zurückgekehrt. Dabei stand die Karriere des 17-Jährigen aus Bad Leonfelden vor zwei Jahren an der Kippe. Seine Konkurrenten hat er mit dem starken Comeback überrascht.
Ausgabe: 2015/39, Kapl, Wakeboard, Bad Leonfelden
22.09.2015 - Interview: Paul Stütz
Du hast bei der Europameisterschaft in Italien den zweiten Platz errungen. Bist du zufrieden? Oder haderst du um den „verlorenen“ 1. Platz? Timo Kapl: Ich bin vollkommen zufrieden, weil es mein erstes Jahr in der offenen Klasse ist. Ich habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass es so gut läuft. Es hat sich ausgezahlt, dass ich am Schauplatz der Europameisterschaft in Ravenna mehrere Wochen lang trainiert habe, unter idealen Bedingungen. Ich war jeden Tag am Wasser.
Dabei wärst du im Wettkampf fast vorzeitig auschgeschieden. Kapl: Ja, in der Qualifikation bin ich ich zwei Mal gestürzt. Über eine Art Hoffnungsrunde schaffte ich ein Comeback im Wettbewerb. Im Semifinale war ich sogar Erster. Dafür hat es dann im Finale knapp nicht gereicht.
Du bist mit 17 Jahren sehr jung für die höchste Klasse „Open Men“. Kapl: Das stimmt, ich könnte theoretisch noch in der Nachwuchsklasse starten. Aber in der Open-Men-Klasse bin ich nicht der Einzige in meinem Alter. Der Erst- und der Drittplatzierte sind auch so jung wie ich. Wir sind die junge Generation, die nachrückt und die Älteren ablöst.
Vor zwei Jahren hattest du mit einer gröberen Verletzung zu kämpfen. Jetzt bist du endgültig zurück an der Spitze. Kapl: Ja, vor zwei Jahren habe ich mich während eines Wettkampfs beim Kreuzband und Meniskus verletzt. Ich musste ein Jahr lang komplett pausieren. Ich bin immer fokussiert geblieben, wollte unbedingt zurückkommen. Es war eine sehr stressige Zeit, weil andere Wakeboarder in der Zeit nachgerückt sind. Es waren dann eigentlich alle überrascht, dass ich nach dem Jahr stärker zurückgekommen bin als vor meiner Verletzung.
Wie stark ausgeprägt ist der Konkurrenzkampf unter den Wakeboardern? Kapl: Der ist nicht so stark, jeder freut sich über die Leistung des anderen. Wir sind wie eine Familie. Wir helfen uns gegenseitig sehr viel. So kenne ich das von keiner anderen Sportart.
Wie lässt sich dein Sport mit der Schule vereinbaren? Kapl: Dadurch, dass ich in die Handelsschule für Leistungssport in Linz gehe, kann ich mir für das Training und für sportliche Events freinehmen. So lange eben die Noten passen. Bis jetzt hat es da gar keinen Stress gegeben. Die Schule ist mir generell wichtig. Es kann im Sport immer was geben. Mit einer Verletzung bist du schnell draußen und wenn du dann keine Ausbildung hast, bist du aufgeschmissen. Wenn es möglich ist, möchte ich meinen Sport aber noch zehn Jahre machen.
Hoffst du, dass Wakebaorden einmal olympisch wird? Kapl: Momentan ist es kein Ziel mehr. Es schaut nicht so gut aus, dass Wakeboarden bereits 2020 olympisch wird. Ich mache einfach weiter, weil es viel Spaß macht.
Ist Geld verdienen mit Wakeboarden relativ leicht, weil es eine Trendsportart ist? Kapl: Ich glaube man tut sich schon leichter, Sponsoren zu finden, weil es eine Funsportart ist. Es ist ein realistisches Ziel, von dem Sport zu leben. Wakeboarden ist für das Publikum attraktiv und damit auch für Sponsoren.
Was macht die Faszination des Sports für die Zuschauer und für dich persönlich aus? Kapl: Für die Zuschauer sind vor allem Sprünge sehr spektakulär. In Ravenna war der Luftstand acht Meter über dem Wasser, das ist ganz ordentlich. Für mich persönlich ist das Tolle an dem Sport, dass ich mich völlig frei fühle, wenn ich auf das Wasser gehe.
Was sind die nächsten Ziele? Kapl: Ich werde in den nächsten Wochen viel herumkommen. Nächste Station ist in Shanghai beim World Cup, dann kommen Abu Dhabi und die USA. Ich freue mich, bei den Events kann ich am meisten lernen.