Inmitten von Steyr entsteht in einem ehemaligen Luftschutzbunker ein Ort des Gedenkens:
Ein kleiner Bagger bringt noch Gesteinsmaterial aus dem Stollen, zwei Arbeiter ebnen den schmalen Weg: Der Stollen unter dem Schloss Lamberg, im Zentrum von Steyr, wird 2013, vielleicht schon im Mai, als Stollen der Erinnerung zugängig sein.
1943 haben Zwangsarbeiter den 140 Meter langen Stollen als einen der vielen Steyrer Luftschutzbunker für die Bevölkerung gegraben. Das Aushubmaterial wurde in die Enns gekippt, die es im Lauf der Zeit fortschwemmte. In Steyr gab es in der NS-Zeit Tausende Zwangsarbeiter – sie wurden vor allem in der Rüstungsproduktion oder für die Stadt beim Straßen- und Bunkerbau eingesetzt.
Ein Weg von 1938 bis 1945. Seit 2003 engagiert sich das Mauthausen Komitee Steyr dafür, den „Lamberg-Stollen“ als Stollen der Erinnerung zugängig zu machen. Karl Ramsmaier vom Mauthausen Komitee erklärt das Konzept: In diesem 140 Meter langen Stollen, der direkt mit der NS-Zeit in Steyr zu tun hat, geht man symbolisch von 1938 bis 1945. Im Eingangsbereich gibt es Informationen zur Vorgeschichte (Februar 1934), dann wird der Umbau der Steyrer Werke in einen Rüstungsberieb dokumentiert. Beengt und aussichtslos, geht man mit den Schrecken der NS-Zeit mit. So nähert man sich auch der Befreiung und – vor dem Ausgang – der Gedenkkultur in unserem Land und der Gegenüberstellung: Widerstand damals und Zivilcourage heute. Auf dem Weg vom Eingang zum Ausgang wird der Besucher/die Besucherin Erinnerungs-Impulse zu verschiedenen Themen passieren: Zwangsarbeit, KZ Münichholz, Bombenkrieg, Krematorium (in Steyr wurden bis zum Mai 1940 über 4000 Leichen aus dem KZ Mauthausen verbrannt), Todesmarsch ungarischer Juden im Winter 1945, Befreiung 1945, der Umgang der Justiz mit den Tätern, der Umgang mit dem Thema KZ in Steyr.
Zwangsarbeit. Ramsmaier erinnert an das Schicksal der Zwangsarbeiter beim Stollenbau. Sie hatten neun Stunden harte Arbeit bei schlechter Ausrüstung und Kleidung zu verrichten. Im Stollen ist die Temperatur immer etwa bei 13 Grad. Und es ist feucht.
Kooperation und Unterstützung. Bundesministerien, das Land Oberösterreich, die Stadt Steyr, die Nationalbank, die Ennskraft und Steyrer Industrie-Unternehmen finanzieren das Projekt. Es wird 265.000 Euro kosten. Das pädagogische Konzept wurde in Kooperation mit dem Muesum Arbeitswelt erarbeitet. Das architektonische Konzept stammt von Mag. Bernhard Denkinger, der schon mehrere Gedenkstätten gestaltet hat. Das Mauthausen Komitee Steyr hat seit über 20 Jahren viele Materialien, darunter Fotos, Pläne und Zeichnungen von Häftlingen, gesammelt. Wegen der Feuchtigkeit im Stollen werden nur Kopien ausgestellt. Für Führungen stehen Komitee-Mitglieder, Mitarbeiter/innen des Museums Arbeitswelt und Geschichtelehrer/innen zur Verfügung.